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Ökonomische Nichtursachen für ostdeutsche Wahlergebnisse

Vor dem Hintergrund jüngerer Wahlen wurde ja vermehrt die Frage aufgeworfen, ob und gegebenenfalls was, im Osten eigentlich anders läuft, als im Westen. Im dreißigsten Jahr der Wende ist diese Frage wohl auch ganz generell keine Sekunde zu früh gestellt. Da wirtschaftliche Ursachen für abweichendes Wahlverhalten nicht gern gehört werden, gab es von kulturell über historisch bis zu strukturell respektlos viel zu lesen über den Ossis an sich.

Vielleicht lohnt aber dennoch ein Blick auf diese vollkommen nebensächlichen ökonomischen Grundlagen des Lebens der Ostdeutschen? Hier sind Zahlen für 2018:

46 Prozent der ostdeutschen Firmen unterliegen einem Tarifvertrag, in Sachsen sind es 39 Prozent und im Westen 57. Die Zahl der geleisteten Arbeitsstunden beträgt im Osten 1.351 und im Westen 1.295. Damit erzielen Ossis ein Jahresbrutto von 31.242 Euro und Wessis 36.088 Euro.

Die Uni Erlangen hat eine Untersuchung zur Lohnerwartung durchgeführt, wonach sich westdeutsche Bewerber auf eine Vollzeitstelle im Schnitt 1.618 Euro netto vorstellen und ostdeutsche 1.303 Euro.

Das bestehende niedrigere Lohnniveau drückt wahrscheinlich die Anspruchslöhne. Diese niedrigeren Anspruchslöhne wiederum sorgen dafür, dass auch die tatsächlich gezahlten Löhne niedriger bleiben.

Das alles hat allerdings überhaupt keinen Einfluss aufs ostdeutsche Wählervotum. Der Ossi an der Urne – und das ist das einzige, was sich mit Gewissheit sagen läßt – ist nur eines: ein politisch verwahrloster Psychopath!

 

Quelle: Berliner Zeitung, 13. September 2019

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