skip to Main Content

Propagandaperlen (3) – „Die Zeit“ wählt Putins Mutter

Die Russlandberichterstattung zählt ja hierzulande zum Pflichtenkanon publizistischer Akrobaten. Ein politischer Journalist ist jemand, der in der Lage ist, hinter jedem denkbaren Kleckerthema den Russen zu finden. Eine Veröffentlichung ist dabei immer beispielgebend: Die Zeit. Hier ist Russland das Reich Putins. Mehr muss man darüber nicht wissen. Mehr weiß man darüber auch nicht. Und dieser Putin, das ist – irgendwie – der Wiedergänger Josef Stalins, der Sowjetunion und seines bolschewistischen Behördenapparates. Ein Kapitalistenkommunist. Ein Stalinist im Geldpelz. Der Unmensch.

Aber auch ein solch vorbildliches Blatt, das seine Leser nicht mit falschverstandener Objektivität oder irgendeinem weichgespülten Interesse am Land behelligt und auf diese Weise in Sachen Propaganda größte Verdienste erworben hat, kann wachsen und jederzeit eine frische Klinge aus dem Tornister ziehen. Auch im Himmel westlicher Werte schläft man nämlich nicht. Truth from den Crowd oder so ähnlich könnte man das Projekt nennen, mit dem sich auch dieses elende Fake News Problem endlich lösen läßt. Die Idee: Die Wahrheit liegt auf der Straße. Holen wir sie uns:

In Georgien lebt eine Frau, die behauptet, Putins wahre Mutter zu sein. Beweise dafür soll der KGB vernichtet haben. Kann das sein? Diskutieren Sie mit.

Diskutieren Sie, ob diese Frau Vladimir Putins Mutter ist. Kann dieser Besen die Arbeit des biochemischen Instituts in Rottenbach ersetzen? Ist Florian Silbereisen ein außerirdisches Reptil? Können Schweine fliegen? Heimlich vielleicht? Diskutieren Sie mit! Entscheiden Sie mit! Seien Sie dabei, wenn es heißt: der Russe steht schon bald am Rhein – reih’ Dich ein!

Die Auswertung, ob denn die Dame nun amtlich zu Wladimir Putins Mutter gewählt wurde oder nicht, ist uns die Zeit bis heute leider schuldig geblieben.

zeit.de

Back To Top